Ausgewählter Beitrag
Als ich heute morgen nun zum dritten Mal bei IHR PLATZ den Zylindertausch durchgeführt habe, habe ich mich gefragt, wo ich in Zukunft tauschen werde. Unsere IHR PLATZ- Filiale schliesst Mitte September und nun "muss alles raus".
Lange bin ich in diesen Laden rein und habe mich jedesmal in meinem Innersten gefreut, dass ich dort als "Kunde" verkehre.
Vor gut 20 Jahren sammelte ich bei dieser Drogeriekette erste Erfahrungen als Verkäuferin. Ein Teilzeitjob, neben meinem Mutter- und Hausfrauenleben. Für mich war das okay, auch wenn ich etwas anderes gelernt hatte, aber in meinem eigentlichen Beruf gab es hier in Schongau keine Teilzeiteinstellungen. Okay, also als Drogerieverkäuferin. Ich durfte diverse Schulungen mitmachen, die mir eine Menge Spaß gemacht haben. Die Kosmetikecke war mein Schaffenskreis und alles war bestens, zumindest am Anfang. Irgendwann fing meine Vorgesetzte an, mich nicht mehr als solche zu sehen, wie zur Zeit der Einstellung. Bei der Einstellung und auch noch eine Weile danach war sie zuckersüss, was sich irgendwann umwandelte - an meiner Arbeit konnnte es nicht gelegen haben, denn bei allen Kunden war ich beliebt und auch meine Kolleginnen hatten einen riesen Spaß an mir. Selbst eine "Filialleiterin zur besonderen Verfügung", die für Wochen Frau Chefin vertreten mußte, war mehr als zufrieden mit mir. "Wenn Sie ungebunden wären, würde ich Sie sofort mitnehmen." ... waren damals ihre Worte.
Im Laufe der Zeit wurde ich aus der Kosmetikecke an die Kasse verpflanzt, von der Kasse ins Lager - oja, ein verantwortungsvoller Bereich, wie sie mir schmackhaft machte, denn ich arbeite ja flott und hatte alles voll im Griff. Super, mir machte es sogar noch Spaß, weil ich eigenverantwortlich vor mich hin wurschteln konnte.
Dann wurde es dramatisch..
Ich war alleinerziehend mit zwei Kindern im schulpflichtigen Alter - mein Jüngster kam gerade in die erste Klasse. Vielleicht war dies nun der Punkt, wo sie mich treffen konnte, denn über Wochen setzte sich mich nur noch am Freitagnachmittag und Samstag ein. Zeiten, in denen ich mich ständig nach einem Babysitter umsehen mußte. Meine Kolleginnen stürzten sich jedesmal vorab auf den Arbeitsplan und waren immer wieder aufs Neue bestürzt. Wieder Freitagnachmittag, wieder am Samstag und natürlich zur Warenlieferung, die alle paar Tage um 5.30 morgens stattfand. Es ist kein einfaches Unterfangen einen Babysitter für 5.30 morgens zu bekommen, um die Kids für die Schule fertig zu machen. Nebenbei schlägt sich Mutter auch noch mit diversen Schuldgefühlen herum...
Was damals noch nicht in meinem Sprachschatz vorhanden war, würde ich heute klar als Mobbing bezeichnen.
Es war eine wirklich schlimme Zeit, die mich ziemlich tief runter zog. Ich konnte es mir nicht erklären - selbst Gespräche mit meinen Kolleginnen halfen mir nicht weiter.
"Immer wenn du meinst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her..."
Als ich die Anzeige in der Zeitung las, witterte ich meine große Chance, wieder das zu tun was ich gelernt habe: Der städtische Kindergarten suchte Personal.
Noch am selben Tag als die Anzeige erschien, stand ich im Rathaus inkl. meiner Unterlagen und bewarb mich für die Stelle. Zwei Wochen später wurde mir mitgeteilt, dass ich genommen wurde. Meine Kündigung an IHR PLATZ schrieb ich mit Freudentränen in den Augen und konnte es kaum mehr abwarten, dem Laden den Rücken zu kehren. Was war es für ein Gefühl nicht mehr als Angestellte, sondern wieder als Kundin durch den Laden zu gehen.
Trotzallem ist das Schliessen der Filiale ein wenig mit Wehmut verbunden.. schliesslich fand dort ein winzig kleiner Teil meines Lebens statt, nicht nur mit traurigen Momenten, sondern auch mit vielen schönen verbunden...
Beatrice 29.07.2005, 10.25
Es ist wie immer im Leben...
alles hat zwei Seiten...
Dir ein schönes WE und viel Sonne & Kraft
Herzlichst
B wie Bitte
E wie Einmal
A wie Anders
vom 30.07.2005, 09.18