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Kindergarten

Gestern erhielt ich eine Mail eines Kindergartens. Eine Mutter schrieb mich an, ob wir nicht für ein Sommerfest spenden würden. Sie würden alles nehmen (bis hin zum "guten Tröpfchen" - so stand es in der Mail). Spendenquittung kein Thema-- und und und.. 

Die Situationen in den Kindergärten sind mir ja nicht fremd und ich weiß, wie sehr man auf Zugaben von aussen fast schon "angewiesen" ist,  weil der Etat hinten und vorne nicht reicht. Ich kenne auch noch die Zeiten, als ich selbst von Laden zu Laden gelaufen bin um für ein Sommerfest Tombolapreise zu organisieren. Die Preise waren echt klasse - ob nun ein Pizzagutschein oder Blumentöpfe, Krimskrams aller Arten.. wie auch immer, der Job selbst ist nicht so der Hit, aber andererseits, es war ein gutes Gefühl, wenn man das Resultat gesehen hat. Irgendwann wurde dann bei uns diese Art der Etataufmöbelung untersagt. Überrascht war ich nun, dass sogar übers Internet solche Spendenaktionen laufen. Ja, ja.. nun sind die Möglichkeiten etwas breiter gefächert, also warum auch nicht nutzen.

Heute fühle ich mich bei solchen Gedanken hin und hergerissen.

Es ist nicht die Aufgabe von Personal oder Eltern dafür zu sorgen, dass die Kiddies ausreichend mit Material versorgt sind. Dass genügend Geld zur Verfügung steht, ist die Aufgabe des Trägers. Die Eltern zahlen eine Menge an Kindergartengebühren und erwarten natürlich auch etwas.. und sie erwarten nicht nur, dass die Kinder gut aufgehoben sind, sondern auch, dass etwas getan wird. Da sollen Aktionen laufen, gebastelt und gemalt werden und noch viel mehr.

Das Personal soll auf dem neuesten Stand sein - was Pädagogik anbelangt. Fortbildungen sind ein MUSS - nur kaum bezahlbar - und der Etat reicht dafür allemal nicht. Die Zustände im Kindergartenwesen sind für mich absolut frustrierend - vorallem für das Personal. Wer nicht drin steckt, wird das vielleicht schwer nachvollziehen können. Forderungen kommen von allen Seiten - vom Träger und von den Eltern. Am "genügsamsten" wären eigentlich die Kinder, sie fordern etwas ganz anders - denn ihnen sind andere Dinge viel wichtiger - und diese Dinge erfordern (da hört das genügsam-sein auf)  Einsatz, Ideenreichtum, Zeit und Einfühlsamkeit und sicher noch einiges mehr- materielle Bedürfnisse werden unseren Kindern in die Wiege gelegt - von uns Erwachsenen und der Umwelt mitgegeben und genau das ist unser Denken - aber nicht das der Kinder. 

Kinder fühlen sich da ZUHAUSE, wo die Stimmung positiv ist. Wo ihnen ein positives Lebensgefühl vermittelt wird und nicht dort, wo Leben zur Materialschlacht ausartet. Kinder brauchen ZEIT und ein Miteinander - aber keinen Aufbewahrungsort der voll mit Spielzeug ist und sie sich selbst überlassen sind. Kinder wollen das Leben erfahren und spüren. Sie wollen lernen und wissen.

Mich wundert es nicht, dass immer mehr Kinder ein absolutes Defizit am "sozialen Miteinander" haben. Die eigentlichen Werte des Lebens und des Zusammenlebens werden oft zu wenig beachtet und rücken in den Hintergrund. Im Vordergrund steht: was muß man "besitzen" - es dreht sich alles viel zu sehr um das Materielle.

Und beim Spendenaufruf konnte ich mir nur schwer verkneifen ein paar dieser Gedanken mit rein zu schreiben...

... toll wäre, wenn die Eltern mit ihren Kindern die Tombolapreise selbst basteln würden. Das ist Miteinander, verbindet und die Kiddis hätten, unter anderem, einen ganz anderen Bezug zu IHREM Sommerfest.

Beatrice 03.04.2004, 12.29

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Ela

Genauso ist es, liebe Bea.
Meine Kinder sind ja nun schon groß, aber wenn ich meinen Neffen und viele andere Kurze sehe, sträuben sich mir so manches mal die Haare. Die Werte, die wir unseren Kindern noch vermittelt haben, scheinen heute und es ist ja noch nicht lange her, abhanden gekommen zu sein.
So, wie Du schon sagtest, die Erwachsenen haben zu wenig Zeit für ihre Kinder. Aber ich denke, das die ganze Lebenssituation der Familien anders ist, als noch vor ein paar Jahren. Heute müssen beide arbeiten um über die Runden zu kommen und so sind viele Kinder Ballast und sich selbst überlassen.
Auch denke ich, das sich Erzieher, oder was bei uns näher liegt, Lehrer nicht mehr die Zeit nehmen, die die Kinder benötigen.
Alles wirkt so luschenhaft und nur das Nötigste wird gemacht. Sehr, sehr schade und auf den Rücken der Kinder.
Und dann beschweren sich Erwachsene, wenn Kinder so sind, wie sie gemacht wurden. Und das für Kinder kein Geld zur Verfügung gestellt wird, zeigt doch einmal wieder, wie hier in Deutschland die Politik geführt wird.

Jetzt habe ich den Kommentar gesprengt, tschuldigung.
Über sowas kann ich mich nur immer so ärgern.
Liebe Grüße
Ela

vom 03.04.2004, 17.01
Antwort von Beatrice:

Es ist wirklich ein großes Manko, dass sich die Lebenssituationen so geändert haben. Ich finde, dass sich dagegen, aber nichts den Kindern gegenüber geändert hat, so dass sie dann eben viel intensiveren Zuspruch im Miteinander bekommen. Lieber werden sie sich selbst überlassen und zugeschüttet mit Konsumgütern. Jep, Zeit sollte es sein.. und gerade in diesen Bereichen, wie Kigas etc. wird an der falschen Stelle gespart.


Danke für deinen langen Kommentar dazu :-) nix gesprengt - ich finde es sehr gut!


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