Ausgewählter Beitrag

Kinder(zukunfts)träume

"Was willst du denn mal werden?"

.. ein Satz, den ich als Kind oft gehört habe..

Meine Antwort: Sängerin oder Stewardess

... aus beiden Berufswünschen, ist nur bedingt etwas geworden: Im Kindergarten durfte ich das ein oder andere Liedchen trällern, was ich immer gerne gemacht habe.. und bei der Stewardess.. naja.. die konnte ich nur sehr bedingt realisieren - ich bin zumindest schon ein paar Mal im Flugzeug gesessen.

"Was wolltest du werden?"

Nachtrag: Eben fällt mir noch ein, dass ich auch mal Kunstläuferin werden wollte - und mein dolles Ommchen hat damals ein Schlittschuhkleid (so hab ich das genannt) GESTRICKT!! Oh, ich war so undankbar und so richtig enttäuscht - ich konnte die viele Arbeit damals nicht erkennen und ich wollte doch so ein luftig, duftiges, wie ich es im Fernseher immer sehen konnte..

Beatrice 27.05.2004, 09.52

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Kommentare zu diesem Beitrag

10. von keivan

Liebe Bea!
Ich dachte, ich schreibe nur 3-4 Zeilen. Es wurde- von alleine- Etwas mehr.
Wieso schreiben wir über unsere Erfahrungen und Erlebnisse?
Wer fährt in uns fort ?
Ist das eine Art gemeinsame suche nach den unbekannten „Ecken“ unserer Seele?
Ich Danke Dir für deine Frage.
keivan

„Wie rief ich dich!
Das waren stumme Schreie...“
Rilke-1915

Die Frage wurde bestimmt jedem einmal gestellt.
Herr Amiri, unser Lehrer, gab uns auch mal –in den Siebzigern – die Aufgabe, einen Aufsatz darüber zu schreiben, was wir in der Zukunft werden möchten.
Lehrer.... Pilot.... LKW-Fahrer.... Arzt usw. waren die Antworten, die wahrscheinlich auch heute typisch sind. Ich war neugierig, was Resa schreiben würde. Resa war- und ist- mein bester Freund. Wir saßen seit 2 Jahren immer nebeneinander, verstanden uns ganz gut und waren fast unzertrennlich. Wir hatten die besten Noten , spielten ausgezeichnet Fußball und waren beide fasziniert vom Film. Wie oft sind wir von der Schule geflohen, um den letzten Film von Fellini, oder Godard zu sehen. Wie oft hatten wir nicht genügend Geld und mussten lange Fußball spielen, damit wir das Geld für die Eintrittskarten gewannen. Die erste Zigarette rauchten wir zusammen, erzählten uns von der ersten Liebe .
"Ach Resa , wie sehr vermisse ich dich!"
Ach so, wo war ich? Bei Resas Aufsatz! Resa wollte Theaterregisseur werden. Und ich? Filmregisseur. Ja es gab auch Unterschiede!
Als Mehdi – unser Klassensprecher- sagte ,daß er Berufssoldat werden wollte, lachten wir- Resa und ich - so lange und so laut , dass Herr Amiri sich gezwungen sah, uns aus der Klasse zu schmeißen. Rashomon konnten wir dank Mehdi, mit einer zehnminütigen Verspätung noch sehen. Auch während der Vorführung des Films lachten wir immer wieder: wie kann man so blöd sein? Es ist echt ein Hammer!
Mein Hass gegen die Armee war das Erbe meines Vaters. Schon bevor ich über meine Gesellschaft überhaupt was wusste, war die Armee für mich etwas Verwerfliches! Resa sah alles ähnlich. Wir würden lieber betteln gehen, als eine Waffe in die Hand zu nehmen.
"-Ruhe! Habt ihr zwei keinen Unterricht? Was macht ihr überhaupt hier?“
Wir lachten noch lauter! Es war die Stimme Mahmuds. Er war ein paar Jahre älter und studierte gleichzeitig Literatur und Innenarchitektur!( na lacht nicht! Geld brauche auch ich. Mit Literatur werde ich -in diesem Lande- bestimmt nicht satt!). Mahmud war einer unserer besten Freunde.
-Wir möchten Theater- und Filmregisseure werden, und du Mahmud?
-Ich? Klar, ich werde der erste Staatspräsident Irans!
-Ach weißt du was? Wir haben uns überlegt, dass wir in diesem Falle lieber Monarchisten bleiben.
-Ach was versteht ihr von der Politik?
Er hatte Recht. Wir wussten wenig, hatten aber mehr als ausreichend Enthusiasmus. Wir wollten eine Gesellschaft, in der.... „die Menschen ihre Haustüre nicht verschließen“.... und..... „jeder Mensch der Bruder des anderen ist.....“
Ein paar Jahre später war der Schah weg. Mahmud und andere politische Gefangene habe ich mit Resa und vielen tausend anderen Menschen aus dem Ghasr-Gefängnis geholt. Den ganzen Weg trugen wir Mahmud auf unseren Schultern.
- Ach hört auf mit dem Blödsinn! Lasst mich runter!
Ich sagte : halt die Klappe Herr Staatspräsident!
Was für glückliche Tage! Solidarität, Freundschaft, Millionendemonstrationen gegen den Schah und sein Terror-Regime, und..... die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft.........
Vergeblich!
Als Resa und ich nach längerem Gefängnisaufenthalt wieder "draußen" waren, gab es keine demonstrierenden Massen, die uns empfingen und ich erkannte Resa nicht. Weiße Haare , 25 Kilo Gewichtsabnahme , schwache Augen und .........ach, lasst mich in Ruhe!
Ich wusste von Resas Festnahme. Ich war 18 Monate inhaftiert, als Huschang verhaftet wurde. Er sagte mir, dass Resa seit zwei Monaten „hier" war. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Ich wurde zum zweiten Mal festgenommen. Versuchte mich zu beruhigen und erinnerte mich an „Papillons" Satz : Arschlöcher, ich lebe noch! Ich musste stark bleiben, Resa wünschte sich das bestimmt.
Direkt vor der Haustür sprachen Frau Eickelmann und eine andere ältere Nachbarin miteinander.
- Wer lässt das Licht hier immer unnötig brennen?
- Der Türke da!
Ich wusste, dass sie mich meinte. Sie zeigte sogar auf mich. konnte aber noch nicht ausreichend Deutsch, um mich zu artikulieren. Die arme Frau Eickelmann! Sie hat bestimmt für heute eine Beschäftigung. Ich gehe hoch und denke an den armen verwahrlosten Hund, der seit gestern draußen auf der Wiese herumstreunt. Deutschland und verwahrlose Hunde?
Mari ruft mich an:
-Rate Mal wer hier spricht?
-Klar, das bist du, du Verräterin!
-kannst du mir nicht nach so vielen Jahren verzeihen , dass ich deinen Freund geheiratet habe?
-Ach Mari , mein Schatz, ich liebe euch. Vor eurer Hochzeit waren wir zwei in einer Seele und seit du da bist sind wir drei in einer Seele.
-Keivan ich liebe dich. Wir lieben dich. Und da du heute besonders nett bist gebe ich Dir eine gute Nachricht!!. Wir sind seit 5 Monaten in Aachen.
Es war unmöglich! Ich hatte seit 8-9 Monaten den Kontakt zu Resa und Mari verloren. Sind sie jetzt wirklich so nah? Warum haben sie mir nichts gesagt? Zumindest seit sie in Deutschland sind? Ach es gibt bestimmt Gründe. Ich laufe die Treppen runter. Vor der Haustür lacht mir Frau Eickelmann freundlich zu und ich sehe den Hund. Dann laufe ich die Treppen wieder hoch und hole die Dose, die ich für den Hund gekauft habe.
-Für die Hund, Frau Eickelmann ! Können sie den Inhalt dieser Dose "die" Hund geben?
Sie nimmt die Dose und wirft einen Blick darauf und sagt:
"Der Hund", "der". "Die Hündin" und "Der Hund".
Nicht vergessen! „die“ Hund hat Hunger!
Der Hund!!
Ja , ja .... wiedersehen!
Ich laufe bis zum Bahnhof und fahre mit dem nächsten Zug nach Aachen. Nie vorher war das Umsteigen so nervend, wie heute.
In Aachen erschreckt mich Mahmud. Ich kann meinen eigenen Augen nicht trauen. Der arme saß auch unter Mullahs 3 Jahre im Gefängnis. Und wir sahen ihn nie wieder. Ich kann nicht stehen bleiben und sitze auf dem Boden. Mahmud beruhigt mich, Resa kommt und wir drei umarmen uns – auf dem Boden, im Aachener Hauptbahnhof- und weinen.
Die vorbeigehenden Menschen schauen uns skeptisch an und gehen weiter. Mahmud und Resa heben mich auf und wir gehen – Hand in Hand- nach Hause zu Mari ( Später habe ich mich bei einer Szene von „ Sleepers" an diesen Abend erinnert ). Manchmal ist das Glück so perfekt , dass man sich nichts, aber auch gar nichts anderes wünschen kann (und gerade da habe ich immer Angst vor einem neuen Unglück). Mari umarmt uns und wir lachen so wie seit Jahren nicht mehr.
Mahmud erzählt mir, dass er in Teheran Zeitungen und Zeitschriften verteilt.
Resa erzählt uns -stolz- dass er die gleiche Arbeit in Aachen macht. Er sagt: "Ich mußte heute auf eine bestimmte Stelle eines Zeitschrifts Kondome kleben . Ich hatte einen Karton voller Kondome... eine Schale Kleber und musste in einem Quadrat an eine bestimmte Seite diese Kondome kleben.
Mahmud sagt:
- Theaterregisseur und Kondomankleber, das passt zusammen!
Resa sagt:
- Herr Staatspräsident! Ja, das passt bestimmt besser als Staatspräsident und Zeitungsbote.
Wir lachen alle laut. Mari fragt mich:
"und was machst du?"
Ich sage, dass es unwichtig ist, was ich mache! Wichtig ist Mehdi - unser damaliger Klassensprecher-, der Berufsoldat werden wollte. Wenn ein Staatspräsident Zeitungsbote wird , was wird aus einem Berufsoldat?!
Wir lachen alle ganz laut. Ich bleibe ein paar Tage dort und mir ist nicht bewusst, dass das unser letztes Treffen sein wird.
Mahmud, der auch damals im Iran lebte und nur zu Besuch hier war, wurde kurze Zeit später wegen seiner politischen Aktivitäten noch mal festgenommen und hingerichtet. Sein Leichnam wurde nie gefunden und die Behörden haben nie eine Information herausgegeben.
Resa starb nur einen Monat danach an Lymphdrüsenkrebs. Die Krankheit war schon war schon weit fortgeschritten, als wir uns getroffen haben.
Und ich? Was ist aus mir geworden? Ich habe in meinem leben alles Mögliche gemacht , Kurzfilme gedreht, Studium der Kunstgeschichte, Film- Ausbildung, Ausbildung als Kameramann, Arbeit auf dem Wochenmarkt, Zeitungen verteilen, Arbeit auf dem Bau, als Gepäckträger,..........
Es fehlt mir aber was. Ein Teil meiner Seele und meines Körpers ist weg.
Ich suche nach so vielen Jahren immer noch nach allen Resas und Mahmuds, die sich eine gerechtere Gesellschaft wünschten , „in der die Menschen ihre Haustüre nicht verschließen....“





vom 30.05.2004, 15.27
Antwort von Beatrice:

Hallo Keivan,


.. ich bin jetzt vor deiner Geschichte gesessen und hab Gänsehaut über Gänsehaut bekommen.. ich weiß nicht wirklich etwas dazu zu sagen.


Hm.. ja, warum schreiben wir über all diese Dinge - es wird sicher damit zusammenhängen, dass wir unser Innerstes sichtbar (in geschriebenen Worten) machen wollen - um unsere Erfahrungen/Erlebnisse/Erkenntnisse(?) deutlicher vor Augen zu haben?


Ich möchte mich bei dir bedanken - für deine Gedanken und Worte zu meiner Frage. Du hast alles sehr eindrucksvoll geschildert und ich bin recht nachdenklich darüber geworden. (... nebenbei stellen sich Fragen zum eigenen Leben ein...) 


Lieben Dank an dich, Bea


9. von Ingrid

Als Kind wollte ich auch Gärtnerin werden wie Ulli, obwohl ich keinen "grünen Daumen" habe oder Modedesignerin. (Früher gab es Modezeitschriften mit Zeichnungen von Mannequins, die hab ich ausgeschnitten und dann Kleider für sie entworfen!)
Schließlich habe ich die Fremdenverkehrsakademie in Salzburg besucht, war dann einige Jahre im Hotelfach tätig (z.B.als Receptionistin in Paris) und bin zurück in der Heimat dann als Sekretärin im Büro gelandet. Mein Traum heute wäre ein kleines,aber exquisites Hotel in einer schönen Gegend mit einer erlesenen Küche....

vom 27.05.2004, 16.31
8. von Kirstin

Anwältin.
Wahrscheinlich bin ich deshalb Mediatorin.
Wobei ich so eine schwarze Robe schon sehr nett finden würde..:-)))


vom 27.05.2004, 12.13
Antwort von Beatrice:

:-)) kann ich mir gut bei dir vorstellen - also dass dich diese schwarze Robe hervorragend kleiden würde :-)
7. von Nicole

Ich wollte immer Krankenschwester werde, aber nach einem dreiwöchigen Praktikum auf der Krebsstation war dieser Berufgswunsch für mich gestorben. Gelernt habe ich Maler- und Lackiererin, arbeite jedoch als Büroangestellte.

Liebe Grüße
Nicole

vom 27.05.2004, 12.11
6. von Brunhilde

Blumenverkäuferin.

Heute bin ich Schülerin. ;D

vom 27.05.2004, 11.59
5. von Betty

mit 4 wollte ich Bürgermeisterin werden, mit 6-10 Sängerin (kann ganz viele Lieder von Mireille Matthieu, Nana Mouskouri und Vicky Leandros auswendig und mein Mikrofon war ein Stopfpilz... huuuu, so ist das, wenn man etwas ältere Eltern hatte...) Ab 12 dann "ganz sicher" Jura studieren und, mit 14 kurz nochmal Veterinärmedizin... und ab 16 war mir klar, dass meine Sprachbegabung völlig ausreichend für den Dolmetscher mit möglichst 4 Sprachen im Haupfach ist...
Größenwahn läßt grüßen :-)
Naja, die Sprachbegabung lag schon vor, DURCHGEFALLEN bin ich bei der Aufnahmeprüfung in Leipzig dann aber in DEUTSCH :-(( *peinlichpeinlich*
Und weil hier oben so viel durcheinander steht, bin ich heute nix von alledem ;-)
Eines hat sich allerdings über all die Jahre erhalten: Die Bewunderung für junge Menschen, die GENAU wissen, was sie werden wollen...



vom 27.05.2004, 11.57
4. von Netty

komischerweise das ws ich bin :-)
Schauwerbegestalterin ;-) war immer mein Kindheitstraum. Lies sich aber leider erst nach der Wende realisieren, weil ich
a) mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen bin und dem zufolge auch nicht wenigstens eines beider Elternteile in der Partei war. Also hab ich meinen Kindheitstraum nach der Wende in die Tat umgesetzt.


vom 27.05.2004, 11.28
3. von Brigitte

Schauspielerin
reich und berühmt .. so hab ich mir das vorgestellt ;-)) ... damals

Grüße von Brigitte

vom 27.05.2004, 10.22
2. von Ulli

Tja. Als Kind wollte ich immer Krankenschwester werden, da mein Opa krank war und ich ihn pflegen wollte und Gärtnerin, weil ich gerne Blumen pflückte (trotz Heuschnupfen). Später dann in der Realschule Chemielaborantin.

Geworden ist dann aus mir eine Einzelhandelskauffrau und jetzt bin ich Angestellte im öffentlichen Dienst.

Und das, wo ich Computer nie mochte (tja...) und "was sehen wollte", was ich so fabriziere....

Liebe Grüße, Ulli

vom 27.05.2004, 10.19
1. von Silvio

Dollmetscher ...

ich war schon alles andere, aber das eben nicht ;-)

dein silvio

vom 27.05.2004, 10.12

Hallo und willkommen auf meinem Gedankensprudler. Seit 2002 fuehre ich dieses Blog, das prall gefuellt ist, mit allem was mir Freude bereitet, mich bewegt und inspiriert - frei nach dem Motto "Life is about using the whole box of crayons".

Ich freue mich auf deine Buchung eines Happy Painting! Malkurses!

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